Barbier: Eine Männerdomäne
In der Türkei gibt es zwei Männerdomänen: die Kaffeehäuser und die Barbier-Salons. Seit Jahrhunderten gilt es in dem Land am Bosporus als Kunst, den Bart gründlich zu entfernen oder in Form zu bringen. Die türkischen Friseure zählen daher zu den besten der Welt. Manche Geschäftsleute gönnen sich jeden Tag eine professionelle Rasur. Früher behandelten Barbiere auch Läuse und Krätze an der Kopfhaut und waren Ansprechpartner bei Zahnproblemen. Außerdem nahmen sie Beschneidungen vor. Heute sorgen sie für einen akkuraten Haarschnitt und samtweiche Gesichtshaut. Sie empfangen ihre Gäste mit traditioneller Gastfreundschaft und sind Teil des gesellschaftlichen Lebens: Wie im Kaffeehaus werden auch im Barbier-Salon Neuigkeiten ausgetauscht. Und auch der „Wellness-Faktor” darf nicht zu kurz kommen.
Traditionelle Methoden der Haarentfernung
Für die traditionelle türkische Rasur greift der Barbier zu einem kurzen, extrem scharfen Messer. Zuvor gibt er heißes Wasser in ein Schälchen und schäumt in einem zweiten Gefäß die Rasierseife mit einem flachen Rasierpinsel auf. Dann verschwindet das Gesicht des Kunden unter einer großzügig aufgetragenen sahnig-weißen Schicht. Für die Rasur wird das Messer ganz flach angelegt und der Bart mitsamt dem Schaum abgeschabt. Bei schwierigen Partien wie den Mundwinkeln drückt der Barbier die Haut zwischen den Fingern zusammen und gleitet dann mit dem Messer über den angestrafften Teil. Damit sich der Kunde während der Rasur einigermaßen entspannt zurücklehnen kann, sollte ein gewisses Grundvertrauen vorhanden sein: Schließlich gleitet das Messer auch über den Hals und den Bereich des Kehlkopfes … Wer sich als Urlauber in die Hände eines türkischen Friseurs begibt, wird mit einer samtig-weichen Haut belohnt, die an den klassischen Baby-Popo erinnert. Sind Bart und Schaum ab, verwöhnen die Barbiere ihre Kunden nämlich noch mit einer wohltuenden Gesichtsmassage mit Rasierwasser.
Etwas weniger angenehm ist die Entfernung einzelner Haare. Dafür greifen türkische Friseure auf die Fadentechnik zurück. Sie fixieren einen Baumwollfaden zwischen den Zähnen, wickeln ihn dann mehrmals um die Finger und verknoten ihn. Mithilfe des Fadenkreuzes zupfen sie dann mit einer raschen Bewegung störende Härchen aus und bringen so unter anderem die Augenbrauen in Form.
Unschönen Wildwuchs in Nase und Ohren rücken türkische Barbiere traditionell zum Feuer zu Leibe.