Türkische Teppiche – Teil der Kultur

Während Teppiche in Westeuropa in erster Linie der Dekoration dienen, sind sie im Orient Teil der Kultur. Ihre Geschichte lässt sich Jahrtausende zurückverfolgen. Das älteste erhaltene mit dem türkischen Doppelknoten geknüpfte Exemplar befindet sich in der Ermitage in St. Petersburg. Andere Fragmente, die aus Moscheen stammen, werden auf das 11. bis 13. Jahrhundert datiert.

Anfang des 13. Jahrhunderts übernahmen die Osmanen die Herrschaft über die heutige Türkei und ließen die kunstvollen anatolischen Teppiche fortan nur noch in Hofmanufakturen herstellen. Damit waren sie Sultanen und dem Hochadel vorbehalten. Diese wählten – wenn sie ihre Beziehungen zu den Herrschern im Westen vertiefen wollten – gerne türkische Teppiche als Gastgeschenk. So fanden die fantasievoll gestalteten, in mühsamer Handarbeit hergestellten Textilien den Weg in die europäischen Fürstenhäuser, die ihren Wert durchaus zu schätzen wussten.

Einen anderen Liebhaber fanden die türkischen Teppiche im 19. Jahrhundert mit dem kunstbegeisterten Sultan Abd-ul-Medjd. Er verlegte die Hofknüpfereien von Kairo nach Hereke. Die sogenannten „Hereke-Teppiche” weisen bis zu sechs Millionen Knoten pro Quadratmeter auf und erzielen bei Auktionen regelmäßig Rekordpreise. Auch heute noch werden in Hereke die vielleicht besten Seiden-Teppiche der Welt geknüpft. Dass sie je nach Blickwinkel in einem etwas anderen Farbton schimmern, liegt an den im 45-Grad-Winkel geknüpften Knoten.

Traditionell knüpften die Frauen in den Dörfern Teppiche für den Eigenbedarf oder ihre Aussteuer. Farben und Muster variierten dabei in Abhängigkeit von regionalen Traditionen und den verfügbaren Farbstoffen. Als Material kamen und kommen Wolle, Angora, Baumwolle, Ziegenhaar oder Seide zum Einsatz. Heute knüpfen die Frauen vor allem an Auftragsarbeiten – verwenden dabei aber immer noch den typisch türkischen Doppelknoten. Dieser lässt türkische Teppiche zwar etwas grober aussehen als Teppiche aus Persien, verleiht ihnen im Gegenzug aber ein besonders langes Leben. Die aus der Tradition der Nomaden stammenden Kelims, werden dagegen gewebt. Sie dienten ursprünglich als Satteldecken, Zeltwände oder Gebetsteppiche. Ihre geometrischen Muster haben sich in den letzten Jahren fest im Vintage-Design etabliert.

Wer im Türkei-Urlaub einen orientalischen Teppich kaufen möchte, hat dazu im Hinterland der Ägäis-Küste gute Gelegenheit. Hochwertige türkische Teppiche und Kelims kosten hier oft nur halb so viel wie in Istanbul oder Antalya. Eine empfehlenswerte Adresse ist das Dorf Kozak bei Bergamo. Hier leben viele Familien vom Weben und Knüpfen und man kann schöne Teppiche direkt beim Hersteller kaufen. Auch ein Abstecher zu den Bergdörfern bei Marmaris kann sich lohnen. Dabei sollte man sich von vermeintlich zu hohen Preisen nicht gleich abschrecken lassen. Beim Teppichkauf in der Türkei ist Feilschen Pflicht!

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